Kultur ist mehr als Semperoper und Kulturpalast. Kultur ist überall dort vorhanden, wo Menschen etwas Kreatives entstehen lassen. Folgerichtig müssen in einer Kulturstadt auch Raum und Möglichkeit geboten werden, jegliche Art von Kultur auszuleben, auszuprobieren und umzusetzen. Diese flächendeckende Vielfalt und der Wunsch vieler Menschen, die Kultur in der Stadt stetig zu erweitern, machen eine Kulturstadt aus.
Die Studie "Gender in Music" (https://malisastiftung.org/gender-in-music/) zeigt eindrücklich, wie weit wir von einer Gleichstellung im Kulturbereich entfernt sind. Das betrifft nicht nur die Künstlerinnen, sondern ebenso die Vorstände der Unternehmen in der Kreativwirtschaft und der Vereine in der Freien Szene. Um hier Gleichstellung und gleiche Chancen für alle Geschlechter zu erreichen, sollen Vorgaben und Förderrichtlinien dahingehend angepasst werden, dass Engagements und Vorstandspositionen gleichmäßig besetzt werden – wenn es nicht anders geht, über vorgeschriebene Quoten. In den stadteigenen Kulturinstitutionen ist bei Einstellungen und Gremienbesetzungen – vor allem bei Entscheidungsgremien wie Förderbeiräten – eine ausgewogene Besetzung sicherzustellen.
Das alles nutzt natürlich nichts, wenn die bereitgestellten Mittel zu prekären Beschäftigungen führen. Sind die Kulturinstitutionen der klassischen Kunst meist noch gut aufgestellt, sieht es bei den Freien Trägern sehr düster aus.
So ist der seit Jahrzehnten stagnierende Kulturhaushalt der Stadt endlich an die Bedarfe anzupassen, wie schon vom Netzwerk Kultur Dresden 2014 gefordert (https://netzwerk-kultur-dresden.de/aufruf-kultur-fair-finanzieren-in-dresden/). Darüber hinaus sollte nicht nur die Förderung der bereits existierenden Institutionen sichergestellt werden, sondern die vielen Vereine, die sich ehrenamtlich aufreiben, ebenfalls in den Haushalt mit einbezogen werden. Schlussendlich läuft es auf eine Verdreifachung des Kulturhaushalts auf das Niveau von Leipzig mit bis zu 15 Mio. Euro pro Jahr hinaus. Damit sollte es möglich sein, die von den Verbänden geforderten Honoraruntergrenzen einzuhalten (z.B. Deutscher Musikrat, https://miz.org/de/dokumente/honoraruntergrenzen-bei-oeffentlicher-foerderung). Das zieht natürlich nach sich, dass die zur Zeit in den Fördermittelrichtlinien eingestellte Honorarobergrenze von 30 Euro abgeschafft wird oder wenigstens auf die geforderte Honoraruntergrenze angehoben wird. Im Arbeitsfeld von Kunst und Kultur darf es keine prekäre Beschäftigung geben.
Wichtig für uns PIRATEN ist, dass der Kulturentwicklungsplan ausgewogen und ganzheitlich alle Bereiche der Kunst und Kultur betrachtet und Ungleichgewichte zugunsten einer Sparte aufhebt.
Vernachlässigt wird beim Thema Kultur oft die sogenannte "Street Art". Dabei sind Straßenkunst und Straßenmusik eine wundervolle Art, eine lebendige und lebensfrohe Stadt zu erhalten. Daher fordern wir, dass Straßenkunst nach einfachen und transparenten Regeln im gesamten Stadtgebiet zu ermöglichen. Ein erster Schritt wäre es zum Beispiel, dass zusätzliche Wände von öffentlichen Gebäuden oder eigens dafür errichtete Wände in Dresden für Graffiti freigegeben werden. Kreatives Potential ist zu binden und zu fördern. Graffitikunst ist eine anerkannte, bereichernde Kulturform. Genauso ist das Trauerspiel um die Straßenmusiksatzung in Dresden zu beenden. Als Mittel zur Einschränkung von Lärmbelästigung eignet sich diese nicht; braucht sie auch nicht, denn dafür gibt es Lärmschutz- und Polizeiverordnungen. Insofern fordern wir, Straßenmusik im gesamten Stadtgebiet ohne unnötige bürokratische Hürden zu ermöglichen.
Zudem wollen wir – parallel zur Schulbildung – die außerschulische kulturelle Bildung insbesondere für Kinder und Jugendliche sichern. Das umfasst alle staatlichen Bildungsmöglichkeiten in Tanz, Theater, Musik, Sport und allen anderen Formen bildender und darstellender Künste. Die individuelle Förderung für die Bildung an privaten Einrichtungen soll im Bedarfsfall ebenfalls möglich sein. Ein erster Schritt in diese Richtung ist der für Kinder und Jugendliche kostenlose Eintritt in alle Museen der Stadt. Zugleich soll der Besuch von Theater und Oper durch ein Jugendanrecht günstig bis kostenfrei möglich gemacht werden. Durch die Stadt geförderte Veranstaltungen sollten generell keine bis niedrige Eintrittspreise vorsehen.